Dieses Dokument ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz. (\url{http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/}).
Das Projekt A318 wurde aus einem jährlichen Drachenbauworkshop geboren. Christophe Beauducel nahm 2 Jahre lang an dem Workshop teil. Jedes Jahr wurde ausgelost, wer im nächsten Jahr den Workshop veranstalten würde. Der Workshopdrachen bleibt dabei bis zum Tag des Workshops geheim. Für das Jahr 2018 entschloss sich Christophe, \glqq{}seinen Namen in den Hut zu werfen\grqq{} und wurde gezogen. Da er dafür keinen schon existierenden Drachen verwenden wollte, hat er ein bis dahin wenig erfolgreiches Projekt aus dem Keller ans Tageslicht geholt.
Ziel war es, einen Drachen zu entwerfen, der einfach zu bauen ist, geringe Kosten verursacht und der natürlich fliegt. Bis zur abschließenden Form hat es 17 Prototypen benötigt (welche auch während des Workshops noch verbessert wurden). Dazu kamen stundenweise Testflüge, um die Waage zu finden. Angefangen mit 4 Waagpunkten, über 5, 6, zurück zu 4, 3 und endlich 2 Waagpunkten mit der Hilfe eines kleinen Gewichts am Heck. Christophe ist sehr zufrieden, dass der A318 am Ende mit nur 2 Waagpunkten fliegt. So verträgt der Drachen auch stärkere Winde. Das obere Limit (bisher 30 -- \unit[40]{km/h}) wurde noch nicht gefunden.
Er wollte darüber hinaus auch einen schönen Drachen, der unter der Marke \glqq{}Beau Du Ciel\grqq{} verkauft werden kann. Trotzdem liebt es Christophe zu sehen, welche neuen Ideen und Techniken Drachenbauer für den A318 haben. Deswegen hat er sich entschieden, den Plan und die Baubeschreibung freizugeben.
Die Namensfindung des Drachens war keine schnelle Sache. Die Idee zu A318 kam durch die Hilfe seiner Kinder zustande, die fanden, der Drachen sehe aus wie ein Flugzeug. Er hat den Airbus A318 gewählt, nach dem französischem Wort \glqq{}\emph{A}telier\grqq{} für Workshop. Der Workshop, auf dem Drachen gebaut wurde, fand im März~2018 statt = 03/18 -- deshalb wurde der Drachen auf Airbus A318 getauft.
Christophe Beauducel fliegt Drachen, seitdem er 7~Jahre alt war. Und er hat nie wieder damit aufgehört. Heute ist er 38 und hat noch immer Freude am Bauen und Fliegen aller Formen von Drachen -- ob ein oder zwei Leinen oder Powerkite \ldots{} Hauptsache, es fliegt an Leinen.
Christophe hat seine Frau auf einem Drachenfest kennengelernt. Seitdem bauen sie gemeinsam Drachen und besuchen mit ihren zwei Kindern Drachenfeste in ganz Frankreich.
Anfangs noch unbekannt, sind Christophe und seine Frau inzwischen bekannte Drachenfestteilnehmer -- besonders durch ihre Sammlung von stablosen Wassertieren in grau und orange. Auch auf Drachenfesten außerhalb Frankreichs, wie in Italien, dem Vereinigten Königreich und Belgien, sind sie anzutreffen.
Christophes Ehefrau, Laetitia, betreibt eine eigene Firma -- Beau Du Ciel --, vertreibt und erstellt dekorativen Windschmuck wie Windmühlen, Banner und im Wind tanzende Federn.
Christophe hat ein Video erstellt, welches in fast 1,5\,Stunden Länge ausführlich und anschaulich den Bau des A318 beschreibt. Zu finden ist das Video bei YouTube unter dem Link \url{https://youtu.be/pWQw_Hcap9o}.
Die Tuchmenge reicht für einen einfarbigen A318. Bei einem mehrfarbigen Drachen wird entsprechend des Verschnitts und der Aufteilung eventuell mehr Tuch benötigt.
Jeder Teilnehmer erhält von uns einen Satz Schablonen aus Graupappe. Alle Naht- und Saumzugaben sind
auf den Schablonen angezeichnet, ebenso die Positionen der Verstärkungen.
Zu Beginn werden alle Segelteile aus dem Tuch ausgeschnitten. Eine platzsparende Verteilung der
Teile auf dem Tuch ist in \vref{fig:parts} dargestellt. Zusätzlich zu den Segelteilen brauchen wir drei Streifen von je \unit[25]{mm} Breite bei voller Tuchlänge. Auf die Laufrichtung des Tuchs wird dabei geachtet.
Die Nahtzugaben werden mit Bleistift auf die Segelteile übertragen. Dazu werden die Segelteile auf die Schablonen aufgelegt und die Zugaben durchgepaust.
Alle Verstärkungen werden aus Nummerntuch -- selbstklebenden Dacron -- gefertigt. Für die Verstärkungen gibt es eine Schablone aus festem Papier. Die Schablonen werden ausgeschnitten und auf das Nummerntuch übertragen. Darauf achten, linke und rechte Versionen der Verstärkungen auszuschneiden.
Verstärkung Q1 wird an der oberen vorderen Ecke des Kiels aufgeklebt. Eine Kante der Verstärkung liegt an der oberen Tuchkante an, die andere Kante liegt an der Linie der Saumzugabe an (\vref*{fig:q1}).
Verstärkung C1 wird an der Mittellinie gefaltet. Die gefaltene Verstärkung wird um die untere Spitze des Mittelsegels geklebt. Dazu die Schutzfolie an der Verstärkung bis zur Mittellinie abziehen und das Segel aufkleben. Dann die Folie weiter entfernen und dabei die Verstärkung auf das Tuch drücken.
Bei der Verstärkung A3 auf die Orientierung achten. Diese ist gut an der \glqq{}geschnittenen Spitze\grqq{}, die sich so auch am Segel befindet, zu erkennen. Die Verstärkung wird bündig zu den Tuchrändern aufgeklebt.
Als nächstes folgt die Verstärkung an der inneren Spitze der Leitkante. Diese umfasst die spätere Leitkantentasche komplett und gibt ihr eine hohe Stabilität. Deswegen wird die Verstärkung auf der \emph{Vorderseite} des Segels angebracht. Die Verstärkung wird bündig zu den Außenkanten angebracht und dann das Segel zum Stabtunnel gefaltet (\vref*{fig:a1}).
An der unteren Segelspitze wird eine Schlaufe angebracht. Die Schlaufe wird aus \unit[120]{mm} Nahtband gebildet. Das Nahtband wird in der Mitte gefaltet und auf beide Seiten der Verstärkung genäht. Dabei ragt es \unit[15]{mm} über das Segelende hinaus. Die einfachste Art, die Schlaufe anzunähen, besteht darin, der Länge nach mit einer Segelmachernaht über das Band zu nähen (\vref*{fig:center-bottom}).
Am Kiel die gekürzte Spitze beachten, diese vereinfacht später das Säumen und Einlegen des Nahtbandes für die Schlaufen. In den Schablonen ist das schon vorgesehen.
Der Kiel wird beginnend von der Verstärkung Q1 in Richtung auf Q2 gesäumt. Vor der Verstärkung Q2 unterbrechen wir die Naht mit gesenkter Nadel. Aus Nahtband wird eine Schlaufe gebildet und vor dem Fertignähen des Saumes an beiden Kanten der Spitze eine Schlaufenseite in den Saum eingelegt. An der Kielspitze wird das Segel bei gesenkter Nadel gedreht und die zweite Kante gesäumt. Hier wird auch wieder die Schlaufe in den Saum eingelegt (\vref*{fig:keel-tip} und \vref{fig:waagschlaufe}).
Die beiden Enden des Bandes werden auf \unit[20]{mm} umgelegt und vernäht. Aus Nahtband werden zwei Stück von \unit[60]{mm} Länge geschnitten und zu Schlaufen gefaltet. Diese werden um die Bandenden gelegt und festgenäht -- ähnlich der Schlaufe am Ende des Mittelsegels (\vref*{fig:tail}).
Die Schleppkante bleibt ungesäumt. Alternativ kann die Schleppkante mit einem gefaltenen Spinnackerstreifen als Saumband eingefasst werden. Dazu vor der Erstellung des Tunnels Streifen von \unit[15]{mm} Breite zuschneiden und der Länge nach in der Mitte falten. Das so entstandene Saumband um die Schleppkante legen und mit einer Segelmachernaht festnähen.
Als erstes werden die Stabtunnel an den Flügeln mit Schrägband vervollständigt. Der Stabtunnel ist der schwierigste Teil des Drachens. Für seine Herstellung sollte man sich Zeit nehmen und exakt arbeiten.
Für den Stabtunnel wird die Mitte des Schrägbandes markiert. Das Schrägband ist an das Ende der Zugabe für den Tunnel anzulegen. Dabei müssen die Markierung für die Mitte des Schrägbandes und die Mitte des Tunnels zusammenfallen (\vref*{fig:biastape}). Die gefalteten Kanten des Schrägbandes liegen dabei oben, zeigen also vom Tuch weg. Das Band nun mit einem Zickzackstich festnähen.
Der Stabtunnel wird nun von Verstärkung A1 beginnend geschlossen. Den Tunnel so falten, dass die beiden Hilfslinien exakt aufeinanderliegen. Dann mit einem Zickzackstich den Tunnel festnähen. Dabei zwischen der Hilfslinie und der Tuchkante nähen. Wenn das Schrägband erreicht wird, wird dieses zur Segelspitze hin umgelegt, so dass das Spinnacker glatt bleibt und nicht umgelegt wird. Das der Länge nach gefaltene Band wird dann an der Hilfslinie angelegt und nah am Bandrand mit geradem Stich festgenäht (\vref*{fig:tunnel}). Der Wechsel von Zickzack auf geraden Stich sollte mit gehobener Nadel erfolgen. Beim Annähen wird darauf geachtet, dass immer der GFK-Stab mit Stabendkappe gut durch den vom Schrägband gebildeten Tunnel geschoben werden kann.
Wenige Zentimeter vor dem Segelende wird das Nähen mit gesenkter Nadel gestoppt. Das Schrägband kann nun abgelängt werden. Das Band etwa \unit[10]{mm} länger als das Segel abschneiden und dann nach innen umlegen, um einen Saum zu formen (\vref*{fig:tunnelend}). Jetzt wird die Naht bis zum Segelende fortgesetzt. Dann durch Drehen des Segels um die gesenkte Nadel mit einer kurzen Naht die Tasche verschließen und die Naht verriegeln.
Zur Befestigung des Schwanzes wird an jeder Flügelspitze eine Schlaufe angenäht (\vref*{fig:wingloop}). Dazu jeweils \unit[80]{mm} Nahtband in der Mitte falten und entlang des Stabtunnels um Verstärkung A3 legen. Die Schlaufen mit einer Segelmachernaht befestigen.
Die Segelteile werden mit Segelmachernähten zusammengefügt (\vref*{fig:hochzeit}). Vor dem eigentlichen Vernähen werden sie fixiert. Dazu können doppelseitiges Klebeband, Klebestift oder auch Nadeln verwendet werden.
Die Waage und die Abspannung am Kielstabende werden aus Schnur mit einer Bruchlast angefertigt. Dazu werden zwei Leinenabschnitte mit je einer Länge von \unit[650]{mm} bzw. \unit[3930]{mm} Länge abgemessen. Beide werden in der Mitte gefaltet.
Für die Abspannung am Kielstabende (kurze Leine) werden im Abstand von \unit[70]{mm}, \unit[115]{mm} und \unit[175]{mm} von der Mitte Markierungen an beiden parallel liegenden Schnurteilen symmetrisch angebracht.
Auf den Leinenabschnitt werden die 3~Muttern aufgefädelt. Am offenen Ende wird die doppelt gelegte Leine verknotet. Jeweils gleiche Markierungen werden aufeinandergelegt und mit einem Knoten versehen. Die Muttern werden dabei zwischen den beiden Markierungen nahe der Mitte fixiert (\vref*{fig:kielwaage}).
Die Abspannschlaufe wird an der Bandschlaufe am Ende des Mittelteils befestigt. Das Schlaufenende der Abspannung durch die Gurtbandschlaufe ziehen und das andere Ende der Abspannung durch die Schnurschlaufe führen und fest anziehen (\vref*{fig:kielschlaufe}).
Jetzt werden die Schlaufen für die Stabbefestigung an den Kielspitzen gebildet. Dazu jeweils eine \unit[375]{mm}-Markierung auf die direkt danebenliegende \unit[505]{mm}-Markierung legen und an den Markierungen verknoten, so dass eine Schlaufe entsteht. Auf der anderen Leinenhälfte wird entsprechend eine zweite Schlaufe gebildet.
Jeweils ein Ende der Waagleine durch die Bandschlaufen an der Kielspitze führen und die Schlaufe mit einem Knoten fixieren. Ein zweiter Knoten an der Außenseite der Bandschlaufe verhindert ein Verrutschen des Knotens unter dem Druck des eingehängten Stabes (\vref*{fig:waagschlaufe}).
Zum Schluss werden beide Enden mit zwei Knoten direkt aneinander dicht vor dem Ende verbunden. Die beiden \unit[1805]{mm}-Markierungen werden aufeinandergelegt und mit einem Knoten verbunden. Die Waage ist nun fertig!
Der dünne Glasfaserstab wird halbiert, so dass 2 Teile mit je \unit[500]{mm} Länge entstehen. An einem Ende jedes Stabteils wird eine der Stabendkappen aufgeklebt.
Im Abstand von \unit[85]{mm} vom anderen Ende werden die Glasfaserstäbe fest mehrfach mit Klebeband umwickelt. Das Klebeband ist der Stopp, wenn später diese Stäbe in die 6mm-Rohre geschoben werden. Der Durchmesser der Klebebandwicklung sollte also ca.~\unit[6]{mm} betragen (\vref*{fig:tapestopper}).
Die GFK-Rohre werden auf \unit[1405]{mm} abgelängt. Bei \unit[510]{mm} von einem Ende wird eine Markierung angebracht. Sie stellt die Mitte des T-Verbinders dar.
Der Verbinder hat eine Länge von $\approx$~\unit[60]{mm}, Markierungen im Abstand von je \unit[30]{mm} von der Zentralmarkierung vereinfachen das Ausrichten des Verbinders.
Der Verbinder wird längs durchbohrt, damit er auf den Stab aufgeschoben werden kann. Ein mit Sekundenkleber gesicherter Clip auf jeder Seite hält den Verbinder an seinem Platz (\vref*{fig:t}). Der T-Verbinder selbst wird nicht festgeklebt, sondern kann sich frei um das Rohr drehen.
Am kurzen Ende des Stabes wird ein Nockie aufgesteckt. Das andere Ende wird dreimal mit Klebeband umwickelt. Das verhindert das Aufsplittern des Rohrs, wenn später der Stab für die Segelspitze gebogen wird.
Auf dem Kielstab werden die beiden T-Verbinder aufgeschoben und eine Stabendkappe aufgesteckt. Ein Clip wird mit Sekundenkleber so befestigt, dass die T-Verbinder nach vorne von der Stabendkappe und nach hinten von dem Clip gehalten werden. Hinter dem Clip werden einige Wicklungen Klebeband aufgebracht, um den Clip zusätzlich gegen ein Verrutschen zu sichern. Am Schwanzende erhält der Kielstab ein Nockie.
Auf der Seite mit den T-Verbindern wird eine Verstärkung in das Rohr geklebt. Dazu verwenden wir ein \unit[100]{mm} langes Stück eines \unit[4]{mm}-CFK-Rohrs. Dieses komplett in das \unit[6]{mm}-Rohr einschieben und mit Sekundenkleber sichern.
Jeweils einen der kurzen, gewickelten Glasfaserstäbe bis zum Klebebandanschlag in eines der langen GFK-Rohre stecken. Diese Kombination so bis zur Segelspitze in den Stabtunnel schieben. Das Nockie in der Schnurschlaufe am gegenüberliegenden Kiel einhängen.
Die Stabendkappe kurz vom Kielstab abziehen und den Kielstab durch beide T-Verbinder schieben. Dabei auf die gleiche Ausrichtung beider Verbinder achten. Den Stab mit der Endkappe wieder sichern. Das Nockie am Knoten in die Schnurschlaufe einhängen. Der Drachen ist nun aufgebaut und der Schwanz kann u-förmig an den Segelspitzen eingehängt werden.\balance
Beim Ausdrucken der Schablonen bitte auf die Einstellung \glqq{}Tatsächliche Größe\grqq{} achten! Den Ausdruck auf keinen Fall an die Druckränder anpassen oder skalieren.